3D-Drucker Anycubic i3 Mega S: Auspacken und Drucken (2024)

Der i3 Mega S ist einer der erfolgreichsten 3D-Drucker überhaupt. Er verspricht hervorragende Druckqualität, durchdachte Konstruktion und einen günstigen Preis. TechStage zeigt, ob sich der Kauf noch immer lohnt.

Der Vorgänger i3 Mega wie auch die überarbeitete Version der i3 Mega S haben sich im Laufe der vergangenen Jahre gegen viel Konkurrenz durchgesetzt und dadurch eine stetig wachsende Community geschaffen. Diese beschäftigt sich seit knapp fünf Jahren mit der Serie und hat so ziemlich für jedes Problem eine Lösung parat und immer ein offenes Ohr für Druckneulinge. Grund genug, den Drucker genauer unter die Lupe zu nehmen - auch wenn er nicht mehr das neueste Modell ist. Lohnt sich die Anschaffung dennoch?

Dieser Einzeltest gehört zu unserer Themenwelt 3D-Drucker. Hier finden sich neben konkreten Produkttests, auch zahlreiche Ratgeber rund um Filament- und Resin-Drucker. Allgemeine Informationen zum Thema 3D-Druck zeigt der Artikel Grundwissen 3D-Drucker: Alle wichtigen Informationen für den Einstieg.

Erfolgsgeschichte i3 Mega

Vor der Einführung des I3 Mega musste man sich in der Regel noch mit stundenlangen Aufbauzeiten wie beim Anet A8 (Testbericht Anet A8 Plus) oder wackeligen Acrylgehäusen rumschlagen. Mit dem i3 Mega, bei dem lediglich acht Schrauben zur Befestigung des senkrechten Rahmens benötigt werden, begann eine neue Ära 3D Druckes im Hobbybereich.

Weiteres neues Feature des ursprünglichen i3 Mega war die Druckauflage Ultrabase. Dabei handelt es sich um eine mit Karborundum beschichtete Glasplatte. Im Gegensatz zu Standard-Glasplatten bietet diese Beschichtung viel mehr Halt für das heiße Filament. PLA und PETG haften so stark daran, dass man sie erst nach dem vollständigen Abkühlen vom Druckbett lösen kann. (Kleiner Tipp, Haarspray kann die Haftung verringern, falls die Bauteile zu stark an der Ultrabase haften). Bei anspruchsvollen Filament-Typen, wie ABS, ASA, Nylon und große Bauteile in PETG, die stärker zum Schrumpfen (Warping) neigen, können zusätzlich Additive wie Klebestift und Haftvermittler auf die Bauplattform aufgetragen werden. Dank dieser neuartigen Art von Druckbett gab es deutlich weniger nicht oder schlecht haftende Druckteile. Kurz gesagt, der Drucker machte, im Gegensatz zu seinen Mitstreitern, viel weniger Sorgen und mehr Freude beim Drucken.

Außerdem schuf die Beliebtheit des i3 Mega eine große und aktive Community, ähnlich wie beim Creality Ender 3 (Testbericht). Auf den sozialen Medien gibt es für 3D-Druck-Anfänger und Fortgeschrittene Experten immer Hilfestellung von Urgesteinen der 3D-Druck-Branche. Auf diversen Modellplattformen wie Cult3D und Thingiverse werden unzählige Mods kostenlos zur Verfügung gestellt, um den Drucker zu erweitern und die Resultate noch weiter zu verbessern.

Während das Ur-Modell Anycubic i3 Mega von 2016 noch einige Probleme ab Werk mitbringt – etwa den leistungsschwachen Extruder oder die Fehlkonstruktion an der Umlenkrolle der x-Achse, sind diese Punkte beim neuen S-Modell behoben. Die starke Community, die seit fünf Jahren solche Probleme in Eigenregie löst, ist geblieben und arbeitet auch am Nachfolger i3 Mega S weiter.

Technische Daten

Ausstattung

Das Druckbett mit den Abmessungen 210 x 210 x 205 mm entspricht etwa der Standardgröße der meisten günstigen FDM-Drucker. Die Oberfläche hat dank der Kaborundum-Beschichtung eine hervorragende Haftung. Man muss nach dem Druck lediglich abwarten, bis das Heizbett abgekühlt ist. Dank der unterschiedlichen Molekularausdehnung von Glas und Kunststoff löst sich das Druckteil beim Abkühlen vom Bett und kann dann ganz einfach abgenommen werden. Doch Vorsicht, ist man zu ungeduldig und versucht das Druckteil von dem heißen Bett runterzuziehen, kann es passieren, dass die Beschichtung heruntergerissen wird.

Das im i3 Mega S genutzte Hotend ist ein Standard E3D-Hotend von Anycubic. Ein zweites Hotend mit PFTE Schlauch ist im Lieferumfang enthalten. Günstige Ersatzteile wie Düsen etc. gibt es günstig im Handel.

Die Führungen des Druckkopfes und des y-Schlittens laufen einwandfrei, hier zeigen sich die Vorteile des soliden Stahlchassis und der einfachen und doppelten Stangenführungen. Die solide Bauweise schlägt sich aber im Gewicht von 14,5 kg nieder.

Im Gegensatz zur einigen Konkurrenzprodukten fühlen wir uns mit dem farbigen Touchscreen und der übersichtlichen visuellen Aufteilung des Bedienungsmenüs sofort vertraut und kommen problemlos zurecht. So sollte das sein.

Aufbau

Der Drucker wird in zwei großen vormontierten Bauteilen geliefert. Das untere Chassis und der obere U-Rahmen mit dem Druckkopf. Dieser muss lediglich mit vier Schrauben pro Seite festgeschraubt werden. Stromkabel anstecken und fertig ist der Drucker. Die Montage des i3 Mega S ist tatsächlich in fünf Minuten erledigt.

3D-Drucker Anycubic i3 Mega S: Auspacken und Drucken (1)

Der Aufbau des Anycubic i3 Mega S dauert fünf Minuten Bild: TechStage.de

Optimierungen und Druckbild

Das Chassis und der Rahmen, beide aus Stahlblech gefertigt, tragen in Kombination mit den X- und Z-Stangenführungen zu deutlich besseren Druckergebnissen bei. Wer lediglich Funktionsteile druckt, wäre damit wahrscheinlich schon zufrieden gewesen. Da es sich hier aber um einen privaten Drucker handelt, sollten diese Ergebnisse noch etwas aufpoliert werden. Wie wir aus der Community erfahren haben, war hier noch immer Luft nach oben.

Außerdem war der i3 Mega S nach den ersten Betriebsstunden sehr laut, für uns zu laut. Die billigen Lüfter und die alten Schrittmotorentreiber machen den I3 Mega S zu einer eher rustikalen Maschine, als zu einem echten Highend-Produkt. Die wichtigsten Maßnahmen für mehr Ruhe: Der Austausch der Lüfter von Netzteil und Mainboard.

Wir haben uns für Lüfter von dem Hersteller Noctua entschieden, die einen ausgezeichneten Ruf haben. Ins Netzteil passt mit einem Upgrade von Thingiverse der Noctua Lüfter. Als Lüfter für die Schrittmotorentreiber haben wir dieses Thingiverse-Upgrade benutzt und den passenden Lüfter bei Amazon bestellt. Keine Sorge, dank passender Steckverbindungen muss man nicht löten: Zwei Schrauben lösen, umstecken, wieder befestigen – und weiter geht es mit halber Lautstärke. Obendrein haben wir noch die alten Schrittmotorentreiber durch die leiseren TMC 2208 ersetzt, die die nervigen Fiep-Geräusche während der Nutzung massiv reduzieren. Alle Komponenten zusammen kosten etwa 35 Euro – und schon ist der i3 Mega S herrlich leise. So leise übrigens, wie der neue Anycubic Mega SE bereits ab Werk sein soll. Dieser Mega SE ist gerade bei uns eingetroffen und muss als zeigen, was er kann.

Wir hatten zwar nun Ruhe, aber noch immer sichtbares Wobbling auf der z-Achse der Druckergebnisse. Das Erscheinungsbild gleicht einem minimalen Versatz der horizontalen Schichten. Also haben wir den Laufschlitten des Druckbetts stabilisiert. Ab Werk gibt es hier drei Linearführungen, für etwa 30 Euro bekommt man bei diversen Online-Shops und bei eBay Ersatz mit vier Führungen. Das löst das Problem.

Die nächsten Schritte zur Optimierung waren der Einbau externer Mosfets von Ueetek, um die Hauptstromlast von den kleinen Mosfets des Mainboards zu nehmen und ein PID-Tuning mit der Firmware Marlin durchzuführen. Schwankungen von 2 Grad bei Heizbett oder Extruder können bereits erkennbare Auswirkungen auf das Druckergebnis haben. Beim PID Tuning wird in Marlin die Automatik, die das Heizverhalten steuert, bei einer bestimmten Temperatur kalibriert. So erhält man ein gleichmäßigeres Aufheizen mit geringeren Spitzen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, durch ein gleichmäßigeres Aufheizen des Druckbetts weniger Schwankungen im Abstand von Druckteil zur Düse zu erreichen. Ein weiterer Vorteil: Da die Hauptlast des Stromflusses jetzt nicht mehr über das Mainboard läuft, ist eine Überhitzung bei langen Druckvorgängen nahezu ausgeschlossen.

Zur weiteren Optimierung haben wir einen selbst gedruckten Druckkopf mit besserer Lüftung verbaut und einen BL-Touch-Sensor nachgerüstet, der die Höhenunterschiede des Druckbetts misst und so das Leveln vereinfacht. Das z-Wobbling war allerdings trotzdem noch immer da.

3D-Drucker Anycubic i3 Mega S: Auspacken und Drucken (2)

Der originale Druckkopf des i3 Mega S ist nach den Tuningmaßnahmen nicht mehr zu erkennen. Bild: TechStage.de

Schließlich fanden wir bei einer i3-Mega-Community zufällig die Lösung: Die starren Kupplungen der z-Achse verschieben die Führung des Druckkopfes. Das Ganze ist am Drucker kaum zu erkennen. Die Lösung sind kugelgelagerte Ruthex-Kupplungen für knapp zehn Euro.

Nach all diesen Umbauten haben wir nicht nur enorm an Erfahrung gewonnen, sondern als Ergebnis einen extrem leisen und nahezu perfekten 3D-Drucker.

Preis

Fazit

Der i3 Mega S von Anycubic gehört zwar nicht mehr zur aktuellen Druckergeneration, abschreiben sollte man den Drucker aber auf keinen Fall. Wer keine Angst vor Tuning-Maßnahmen hat oder mit kleinen Unzulänglichkeiten zurechtkommt, der kann immer noch zuschlagen.

Ab Werk liefert der einfach zu montierende i3 Mega S ein ordentliches Druckbild mit leichten Schwächen auf der z-Achse. Mit den Standardlüftern ist der Drucker allerdings einer der lautesten seiner Art.

Mit Upgrades im Wert von etwa 50 Euro und ein paar Stunden Zeit, bekommt einen einwandfrei funktionierenden, flüsterleisen Drucker mit großer und hilfreicher Community.

Alternativ bleibt das Warten auf das Nachfolgemodell warten und der Blick auf die Einzeltests von etwa Anycubic Vyper (Testbericht), Artillery Hornet (Testbericht) oder Flashforge Adventurer 3 (Testbericht). Mehr Informationen und Ratgeber zeigt unsere Themenwelt 3D-Druck.

3D-Drucker Anycubic i3 Mega S: Auspacken und Drucken (2024)
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